Berlin, Berlin, wir waren in Berlin!

Aktuelles

18.01.2024

Klassenfahrten sind immer ein besonderes Erlebnis für alle Schülerinnen und Schüler, an das sie sich noch lange zurückerinnern. Die Fachabiturklasse HE12 war vor Weihnachten 2023 mit ihren Klassenlehrern Herrn Latz und Herrn Volkert fünf Tage in Berlin und hat da so einiges erlebt. Aus dem Hauptbahnhof raus mit allem Gepäck im strömenden Regen direkt zum Fototermin vorm Kanzleramt, so startet die Woche zunächst noch ohne Politprominenz. Das sollte sich noch ändern. Aber der Reihe nach.

Erst mal einchecken im Hostel 3-Little-Pigs, das ganz zentral am Anhalter Bahnhof gemütliche Zimmer bereithält. Die Lockerheit aus dem Schriftverkehr, der stets „mit schweinegemütlichen Grüßen“ endet, zeigt sich auch in der Lobby, in der die Billard-Tische zu nächtelangen Wettkämpfen einladen. Was ein Glück, dass der englische Hotelmanager neben Getränken auch stets Wechselgeld für die Spielwütigen bereithält.
Bei den gemeinsamen Abendessen haben sich kulturelle Unterschiede und Vorlieben besonders gezeigt. Konnte die Pizzeria am ersten Abend die hungrigen Schüler gut befriedigen, so kam das Chinarestaurant nicht bei allen gut an. Die Frage, ob das Essen denn halal oder vegan sei, ist den Inhabern wohl noch nie gestellt worden und auch entsprechende Erklärungen haben nur chinesisches Schulterzucken hervorgerufen. Die kross gebratene Ente hat es bei den muslimischen Schülern so nicht in die engere Auswahl geschafft. Der Schokobrunnen, die frittierten Bananen und das Eis versöhnten die Geschmackswelten dann wieder. Am letzten Abend ist schließlich in einem kurdisch-türkischen Restaurant geschlemmt worden. Hier gab es dann kein Halten und das ältere Inhaberpärchen war ganz begeistert von den so gut erzogenen Schülern, was sie durch ein extra großes Abschlussgetränk zu erkennen gaben.
Wer in Berlin ist, wird ständig mit der deutschen Vergangenheit konfrontiert. Das jüdische Museum beleuchtet eindrücklich das Leben der Juden in Deutschland über hunderte Jahre und das Ende mit dem Holocaust. In Anbetracht des Krieges in Gaza wird die Rolle Israels vor dem historischen Hintergrund nachvollziehbarer, es bleiben aber viele Fragen. Hinein in die DDR-Vergangenheit: ein Besuch in der Stasizentrale sollte Klarheit bringen in das System der Spione und Informanten. Im Büro des DDR-Ministers Mielke zu stehen und die Spionagetechnik der damaligen Zeit zu begutachten, kam den Schülern schon sehr gestrich vor. Das damit verbundene Leid, die Fluchtversuche und die politischen Gefangenen haben beeindruckt.
Zu den historischen Eindrücken braucht man dann einen Gegenpol: das Olympiastation ruft. Ist doch am Dienstag das Champions-League-Spiel von Union Berlin gegen Real Madrid. Es muss sich doch eine Eintrittskarte organisieren lassen! Leider hat das nicht geklappt, aber eine Führung durchs historische Stadion zwei Tage später entschädigt für das verpasste Spiel. Für unseren Real-Fan Navdar war der Besuch in der Umkleidekabine von Real natürlich ein High-Light. Dort zu stehen, wo vorher der Trainer stand und im Spielergang die Champions-League-Hymne zu hören war doch überragend.
Der wirkliche Höhepunkt der Woche war aber nach Meinung aller Schüler eindeutig der Besuch im Bundestag. Nichtsahnend wurden zwei Monate vorher die Eintrittskarten geordert. Dann sitzt man auf der Zuschauertribüne ganz vorne, 20 Meter vom Rednerpult entfernt. Linker Hand die fast komplette Bundesregierung und dann kommt er, müde vom nächtelangen Suchen nach Einsparungen für den Haushalt 2024, Bundeskanzler Olaf Scholz. Er hält eine Rede zum EU-Ratstreffen am Folgetag und verteidigt auch den gefundenen Kompromiss. Respektvoll und aufmerksam hören sowohl die Abgeordneten als auch alle Besucher auf den Tribünen den Ausführungen zu. Die Stimmung wird dann aber nahezu aggressiv, als der CDU-Chef Friedrich Merz anschließend anwortet. Zwischenrufe und Ausbuhen stören die Rede so sehr, dass sich die Parlamentspräsidenten genötigt sieht, zur Ordnung zu rufen. Für uns Zuhörer ein spannendes Schauspiel, das man nicht hätte besser inszenieren können.
Das wir u.a. auch noch Weihnachtsmärkte und das neue Stadtschloss besichtigt haben und die Koffer am Ende der Reise vor lautet Weihnachtsgeschenken fast geplatzt sind, soll nur am Rande erwähnt werden.

Berlin, wir kommen wieder!

Navdar, Christian, Joell, Jonas, Tergel, Batuhan, Leonard, Tim, Yousuf, Anouar